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Rohstoffpreise für Batterien Der Lithium-Ionen-Akku verliert seine Dominanz

Heute gibt es kein Serien-Elektroauto, das nicht von einer Batterie mit Lithium-Ionen-Technologie angetrieben wird. Das wird sich ändern und damit die Abhängigkeit der Elektromobilität von diesem Rohstoff sinken.

Lithium, das weisse Gold der Elektromobilität, büsst deutlich an Wert ein. Foto: Juan Karita, Keystone.

Lithium galt als das Gold der Mobilitätswende und war dementsprechend teuer. Zwischen 2021 und 2022 vervierfachte sich der Preis für das begehrte Metall. Ein Grund dafür: es ist, wie der Name sagt, unerlässlich für die Produktion von Lithium-Ionen-Akkus. Diese Batterietechnologie hat sich als Standard von Elektroautos durchgesetzt. Ein zweiter Grund: der Siegeszug der Elektromobilität. Weil immer mehr Stromer verkauft werden, wurde in den Abbau des Metalls investiert und produziert, was das Zeug hielt. Anfang 2023 trat eine Preisstagnation ein, Ende des Jahres kam der Absturz um 82 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wieso das, wenn doch immer mehr Elektroautos gebaut werden? Werden Stromer günstiger, wenn der Rohstoffpreis für das teuerste Teil am Elektroauto, dem Akku, drastisch sinkt? Zieht der Preise für Lithium wieder an und gibt es Alternativen für das weisse Gold? Wir haben Antworten auf die drängendsten Fragen zum Akku in E-Autos.

Wie wichtig ist Lithium für Elektroautos?

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Ohne Lithium gäbe es keine Autos mit Akku-Antrieb. Lithium wird gebraucht, um Batterien herzustellen für mobile Geräte wie Smartphones und zunehmend auch für Elektroautos. Alkaline-Akkus lassen sich nicht laden. Lithium-Ionen-Akkus dagegen schon und das war ausschlaggebend dafür, dass sich diese Technologie für Fahrzeuge durchgesetzt hat. 75 Prozent des abgebauten Metalls wird für die Produktion von Batterien verwendet. Für den Akku eines Mittelklasseautos werden je nach Bauart zwischen fünf und acht Kilogramm Lithium gebraucht. Bei Oberklassemodellen mit grossen Batterien und dadurch höheren Reichweiten kann die Menge leicht doppelt so hoch sein. Eine Faustregel besagt: pro Kilowattstunde Kapazität sind zwischen 120 und 180 g Lithium notwendig.

Warum sind die Preise gefallen?

In der Schweiz war 2023 jeder fünfte Neuwagen ein Elektroauto. Innerhalb Europas waren es knapp 15 Prozent. Weltweit wurden im vergangenen Jahr rund neun Millionen Elektroautos verkauft. Das waren 29 Prozent mehr als 2022. Weil die Nachfrage nach Elektroautos gibt, wächst die Nachfrage nach Lithium. In der Betriebswirtschaftslehre gilt der Grundsatz, dass eine steigende Nachfrage zu höheren Preisen führt. Der Preis für Lithium jedoch fällt, 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 82 Prozent. Norbert Rücker, Rohstoffexperte bei der Schweizer Privatbank Julius Bär, nennt in der SRF-Tagesschau für den Preisverfall zwei Gründe: «In den Jahren davor wurde schneller und mehr in den Abbau des Metalls investiert und daher auch produziert.» Damit war der Rohstoff in ausreichenden Mengen vorhanden. Zwischen 2021 und 2022 vervielfachte sich der Lithiumpreis. In der Hoffnung auf gute Gewinne wurden daraufhin die Läger gefüllt. 2023 passierte das Gegenteil: sie wurden geleert. «Das sorgte für ordentlich Druck auf die Preise», sagt Rücker. Das Überangebot führte zum Preisverfall.

Wirkt sich der Preisverfall auf Neuwagen aus?

«Nein», sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research CAR in Bochum. Die Preissenkungen bei Elektroautos hätten andere Gründe. Der wichtigste: es finde ein knallharter Wettbewerb um Kunden statt, «ein Preiskrieg, um Elektroautos zu verkaufen». Zudem rührten die fallenden Preise eher daher, dass die Produktion von Elektroautos durch hohe Stückzahlen kostengünstiger wird», sagt Dudenhöffer. Skaleneffekte nennt man das, wenn die Stückkosten sinken, weil etwa die Entwicklungskosten für ein Fahrzeug oder Investitionen in Produktionsanlagen sich auf mehrere Autos verteilen.

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Ziehen die Preise für Lithium wieder an?

Bei Rohstoffen sind immer auch langfristige Auswirkungen zu beachten. «Donald Trump als neuer und alter US-Präsident bedeutet quasi das Ende für den Elektroauto-Boom in den Vereinigten Staaten von Amerika», sagt Dudenhöffer. Und in Europa würden die Bäume deutlich langsamer in den Himmel wachsen, wie von Politikern gefordert und geplant. «Schliesslich kommt Recycling der Akkus ins Spiel, das peu à peu in den nächsten fünf Jahren in die Umsetzung kommt und somit die Vorräte an Lithium und anderen Metallen erhöht», sagt Dudenhöffer. Auch Substitute wirken sich auf die Preisentwicklung aus: in Lithium-Eisenphosphat-Akkus wird kein Kobalt mehr benötigt, Natrium-Ionen-Batterien kommen ohne Lithium aus. «Viele Variablen deutet darauf hin, dass die Nachfrage nach Rohstoffen für Lithium-Ionen-Akkus gegenüber den letzten Jahren deutlich abnimmt », sagt Dudenhöffer. Das wirke sich klar preissenkend auf diese Rohstoffe aus.

Gibt es Alternativen zum Standard-Akku?

«In Zukunft wird es zwei Batterie-Linien bei den Herstellern von Elektroautos geben», sagt Professorin Helena Wisbert, Direktorin des CAR Center Automotive Research in Duisburg. Die eine Linie besteht im Vergleich zur anderen aus Batterien mit geringeren Reichweiten und längeren Ladezeiten. Schon heute gibt es mit Eisenphosphat-Batterien günstigere als klassische Lithium-Ionen-Akkus. Noch preiswertere Natrium-Batterien könnten bald dazukommen. Die zweite Linie sind Feststoffakkus. Die laden ultraschnell, schaffen enorme Reichweiten und das bei höchster Brandsicherheit. Sie sind teurer als die Akkus der Linie eins, aber günstiger als der heutige Standard. Zurzeit macht der Anteil der Akkus etwa 40 Prozent am Preis eines neuen Elektroautos aus. «Künftig differenzieren die Hersteller ihr Angebot über den Akku», sagt Wisbert. So können sie gezielt unterschiedliche Käufergruppen mit verschiedenen Fahrzeugen ansprechen.

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