Artikel speichern

Um Artikel auf Ihrer Merkliste zu speichern, melden Sie sich bitte an.

Kein Login? Hier registrieren

Login
Werbung
Zum Hauptinhalt springen
Weiter nach der Werbung

Neue BAV-Direktorin Sie gilt als hervorragende Motivatorin: hart, aber herzlich

Sie soll den öffentlichen Verkehr und den Güterverkehr weiterentwickeln und die Finanzierung sicherstellen: Die vom Bundesrat gewählte 49-jährige Christa Hostettler.

Die neue BAV-Direktorin Christa Hostettler. Foto: zvg

Über Monate rätselte die Verkehrsbranche, wer im Juli die Nachfolge von Peter Füglistaler an der Spitze des Bundesamts für Verkehr (BAV) antritt. Nun ist klar: Was der VerkehrsMonitor vor knapp zwei Wochen publik gemacht hat, ist eingetroffen: die Kronfavoritin wurde vom Bundesrat am Mittwoch, 24.Januar, gewählt.

Die neue BAV-Direktorin ist gebürtige Solothurnerin und heisst Christa Hostettler. Sie ist 49-jährig und stösst von Postauto Schweiz zum Bund. Beim Verkehrsunternehmen des gelben Riesen ist die Mutter einer Tochter derzeit als Leiterin Markt und Kunden tätig und sitzt in der Geschäftsleitung.

Weiter nach der Werbung

Ein Traumjob

«Ich freue mich ausserordentlich auf die neue Aufgabe, die neuen Mitarbeitenden und die ganz unterschiedlichen Dossiers», sagt Hostettler auf Anfrage des VerkehrsMonitors. Es sei insofern ein Traumjob, weil sie als neue Direktorin des Bundesamtes für Verkehr komplexe Dossiers betreuen und verschiedene Anspruchsgruppen zusammenbringen könne. Der neue Job sei zweifelsohne eine grosse Herausforderung, schliesslich sei der öffentliche Verkehr volkswirtschaftlich sehr bedeutend und stehe auch für das Erfolgsmodell Schweiz. In die Details will Hostettler nicht gehen, schliesslich müsse sie sich noch vertieft einarbeiten.

«Christa Hostettler wird die schweizerische Verkehrsentwicklung massgeblich mitgestalten.»

Verkehrsminister Albert Rösti (SVP)

«Christa Hostettler wird die schweizerische Verkehrsentwicklung massgeblich mitgestalten, wobei der Erhalt und der Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen zu ihren zentralen Aufgaben als Direktorin des BAV gehören werden. Hinzu kommen wichtige Dossiers wie die Weiterentwicklung und Finanzierung des öffentlichen Verkehrs und die Digitalisierung für einen zukunftsfähigen Verkehr», lässt sich Verkehrsminister Albert Rösti in der Medienmitteilung zitieren.

Schritt für Schritt Richtung BAV-Spitze

Weiter nach der Werbung

Mit der Wahl von Christa Hostettler ist Rösti (SVP) ein Überraschungscoup gelungen. Wie Recherchen zeigten, stand sie bei keiner Verkehrspolitikerin oder Verkehrspolitiker zuoberst auf der Liste. Auch bei den ÖV-Unternehmen hatte sie kaum jemand als Füglistaler-Nachfolgerin auf dem Radar.

Dabei ist Hostettler durch ihren bisherigen Karriereverlauf geradezu prädestiniert für die Führung des BAV: Aufgrund ihrer einzelnen Tätigkeiten kennt sie das ÖV-System Schweiz sowohl aus Sicht der Kantone als auch aus derjenigen eines Transportunternehmens.

Nach dem Jurastudium in Bern und Genf war sie zunächst in der kantonalen Verwaltung von Solothurn tätig. Später arbeitete sie als selbstständige Rechtsanwältin und Teilhaberin einer Anwaltskanzlei in Solothurn, bevor sie 2008 Vizestadtschreiberin der Stadt Bern wurde.

Bereits während ihrer Zeit in Bern erwarb sich Hostettler den Ruf einer hervorragend vernetzten und gewieften Verwaltungsjuristin. Entscheidend für ihre jetzige Wahl zur BAV-Direktorin dürfte aber ihr nächster Karriereschritt gewesen sein: ihre gut fünf Jahre als Generalsekretärin der Bau‐, Planungs‐ und Umweltdirektorenkonferenz (BPUK) und der Konferenz der Direktoren des öffentlichen Verkehrs (KöV). In dieser Funktion koordinierte sie die Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen in ÖV-Fragen.

Gelungene Bewältigung des Postautoskandals

Weiter nach der Werbung

Dass es der KöV Anfang 2019 gelang, eine gemeinsame Position im Hinblick auf den Bahn-Ausbauschritt 2035 und dessen Beratung in den Eidgenössischen Räten zu entwickeln, sei massgeblich Hostettlers Verdienst, erinnert sich Hans-Peter Wessels, früherer KöV-Präsident und ehemaliger SP-Regierungsrat von Basel-Stadt. «Die Position wurde von sämtlichen 26 Kantonen mitgetragen, was alles andere als selbstverständlich ist, weil regionale Interessen oft im Vordergrund stehen.»

Eine Schlüsselrolle, welche sie auch ins Licht der Öffentlichkeit rückte, spielte Hostettler bei der Bewältigung des Postautoskandals in den Jahren 2018 und 2019. Das streichen gleich mehrere Involvierte gegenüber dem VerkehrsMonitor hervor. «Ihr ist es massgeblich zu verdanken, dass in den Verhandlungen zwischen dem Bund, den 24 betroffenen Kantonen und der Post in kurzer Zeit vertragliche Regelungen gefunden werden konnten, welche die Rückzahlung von über 200 Millionen Franken an die Subventionsgeber ermöglichten», sagt etwa Hans-Peter Wessels.

So tickt die neue BAV-Direktorin

Angesprochen auf die Ernennung Hostettlers sprechen ehemalige Vorgesetzte und Mitarbeitende von einer «guten Wahl». Sie bezeichnen die neue BAV-Direktorin und eingefleischte Anhängerin des Fussballclubs BSC Young Boys auf Anfrage als «hervorragende Motivatorin». Als «hart, aber herzlich». Oder als «sehr strukturiert und transparent arbeitende, kluge Teamplayerin».

Eine weitere Person sagt über Hostettler: «Sie ist relativ furchtlos, was ihr als BAV-Direktorin helfen wird – auch in Zusammenarbeit mit der SBB.»

«Ihre Fähigkeit, strategisch zu denken und pragmatisch zu handeln, ist für den Posten der BAV-Direktorin von grossem Vorteil.»

Jacqueline de Quattro, Waadtländer FDP-Nationalrätin

Die Waadtländer FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro war als Präsidentin der Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz (BPUK) während mehrerer Jahre Hostettlers Vorgesetzte. Sie glaubt: «Ihre Fähigkeit, strategisch zu denken und pragmatisch zu handeln, ist für den Posten der BAV-Direktorin von grossem Vorteil.»

Was zudem besonders die Verkehrspolitiker im Bundeshaus, Verkehrsverbände sowie die Gewerkschaften interessieren dürfte: Politisch gilt Hostettler als «sehr liberal» und nicht als SP-nah.

Ihre grösste Schwäche: Hostettler könne ungeduldig werden, wenn ihr aus rein dogmatischen oder parteipolitischen Gründen Steine in den Weg gelegt würden, sagen zwei ehemalige Weggefährten.

«Sie mag keine politischen Spielchen oder, wie sie es gerne nennt, opportunistische Haltungen,» bestätigt auch Nationalrätin Jacqueline de Quattro – und schickt gleich eine Empfehlung an Hostettler hinterher: «Ich fürchte, daran wird sich Christa in Bundesbern gewöhnen müssen.»

Bevor Hostettler ihre Büroräumlichkeiten an der Mühlestrasse in Ittigen bezieht, wird sie versuchen, noch eine Pause einzulegen, wie sie dem VerkehrsMonitor verrät. Christa Hostettler tritt ihre Stelle am 1. August 2024 an.

Weiter nach der Werbung
Werbung